Was sind Mikronährstoffe?
Mikronährstoffe sind alle die Nährstoffe, die der Körper nur in kleinen Mengen braucht, die er aber zumeist nicht selbst herstellen kann.
Bekannter dagegen sind die Nährstoffe Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette. Diese bilden den Hauptteil der Nahrung, können aber ohne die Mikronährstoffe nicht im Körper verarbeitet werden. Mikronährstoffe nehmen so eine zentrale Stellung im Stoffwechsel des Körpers ein. Weiterhin dienen einige als Baustoff, andere als Radikalfänger.
Ohne regelmäßige Zufuhr aller Mikronährstoffe (über 40 sind bekannt) kann der Körper nicht überleben. Ist nur ein einziger Mikronährstoff nicht ausreichend vorhanden, können bestimmte Stoffwechselvorgänge nicht mehr korrekt ablaufen. Es entsteht Mangel, das Immunsystem wird geschwächt, die Entwicklung chronischer Krankheiten kann begünstigt werden.
Stoffwechsel ohne Pause
Der Stoffwechsel im Körper ist ständig aktiv: Jeder Vorgang, die Funktion jeder Zelle im Körper verbraucht Nährstoffe und Energie. Diese werden aus der Nahrung gewonnen. Damit aus unserer Nahrung letztlich Baustoffe für den Körper, Energiereserven und vieles andere werden kann, muss sie vielfach umgebaut werden, müssen neue Verbindungen erstellt werden, Abfallprodukte unschädlich gemacht und entsorgt werden.
An dieser Stelle arbeiten Enzyme, die als Katalysator chemische Reaktionen in Gang bringen. Viele Mikronährstoffe werden von den Enzymen als Co-Enzym oder Co-Faktor gebraucht, damit sie funktionieren können. Andere Mikronährstoffe benötigt der Körper direkt als Baustoff z. B. in Gewebe oder Hormonen.
Ein Beispiel für Abfallstoffe, die entsorgt werden müssen, ist Homocystein. Dieses ist in letzter Zeit in die Schlagzeilen gekommen, weil ein erhöhter Spiegel als neuer Risikofaktor für Arteriosklerose (und damit Herzinfarkt / Schlaganfall) und Demenz entdeckt wurde. Die Hauptursache hoher Spiegel ist ein Mangel an Vitamin B6, B12 und Folsäure, denn diese werden für den Abbau von Homocystein gebraucht.
Radikale bedrohen den Körper
Radikale sind aggressive, reaktionsfreudige Verbindungen. Sie reagieren mit Zellbestandteilen (unter anderem mit der menschlichen Erbsubstanz) und können diese so verändern, dass sie in Funktion oder Aufbau gestört werden. Dadurch stellen sie eine erheblich Gefahr für den Körper dar.
Die Entstehung freier Radikale ist teilweise natürlich bedingt. Sie werden z. B. bei den normalen Stoffwechselvorgängen im Körper als Abfallprodukte gebildet. Zusätzlich entstehen Radikale durch äußere Einflüsse, z. B. Umwelteinflüsse, Zigaretten, Alkohol, Medikamente, intensive Sonnenbestrahlung.
Ein Übermaß freier Radikale im Körper nennt man oxidativen Stress. Dieser wird für eine Reihe von Krankheiten mitverantwortlich gemacht: z. B. Arteriosklerose, Herzinfarkte, Schlaganfälle, Krebs, Alzheimer-Demenz.
Einige Mikronährstoffe haben die Aufgabe, Radikale abzufangen und unschädlich zu machen. Diese Mikronährstoffe nennt man Radikalfänger oder Antioxidantien. Dazu gehören z. B. Vitamin C, Vitamin E und die Carotinoide. Auch bestimmte Enzyme sind Radikalfänger. Wichtige Bestandteile dieser Enzyme sind z. B. die Spurenelemente Zink, Selen und Kupfer.
Mangel an Mikronährstoffen
Jeder einzelne Stoff, der fehlt, hinterlässt eine Lücke, die früher oder später zu Schäden führt. Bekannte Schäden sind Skorbut (bei Vitamin C-Mangel) oder Rachitis (bei Vitamin D-Mangel). Solche schweren Mangelerscheinungen sind in den Industriestaaten fast ausgerottet, weil reichlich Vitamine angeboten werden.
In den letzten Jahren hat die Ernährungsmedizin riesige Fortschritte gemacht. Wir wissen dadurch, dass nicht erst ein ausgeprägter Mangel, sondern auch schon eine leichte Unterversorgung mit Mikronährstoffen Folgen hat: Einschränkung der Leistungsfähigkeit und Konzentrationsfähigkeit, Schwächung des Immunsystems, Förderung von Alterungsprozessen und chronischen Erkrankungen.
In der Regel entstehen diese Prozesse sehr langsam und schleichend. Ein Grund dafür ist, dass im Körper für viele Mikronährstoffe Speicherreserven vorliegen, die nur langsam abgebaut werden. Bei einem Mangel leert der Körper erst seine Speicher, davon merkt man nichts. Danach setzen schleichend Symptome ein: Nachlassen der körperlichen, geistigen und seelischen Belastbarkeit, Konzentrationsstörungen, Gereiztheit, Müdigkeit. Erst bei weiterem Mangel werden die Auswirkungen auf den Körper deutlicher: Das Immunsystem ist geschwächt, der Körper wird anfälliger gegen Infektionen, zuletzt stellen sich Krankheiten ein.
Einteilung der Mikronährstoffe
Zu den Mikronährstoffen gehören Vitamine, Vitaminoide, Mineralstoffe, Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe, essentielle Fettsäuren und Aminosäuren.
Vitamine
Vitamine werden für viele Stoffwechselvorgänge benötigt. Unser Organismus ist zumeist nicht in der Lage, sie selbst herzustellen. Neben den bekannten Vitaminen A, B, C, D, E, K gehören Folsäure, Biotin und Pantothensäure zu den Vitaminen.
Vitaminoide
Vitaminähnliche Substanzen, die der Körper in begrenzter Menge selbst herstellen kann. Im Alter oder bei Krankheiten kann sich diese Eigenproduktion verringern. Zu den Vitaminoiden gehören Coenzym Q 10 und Carnitin.
Mineralstoffe
Diese kann der Körper nicht selbst herstellen. Sie werden beispielsweise als Baustoffe oder für die Zellfunktion benötigt. Dazu gehören beispielsweise Calcium, Kalium, Magnesium.
Spurenelemente
Auch diese kann der Körper nicht selbst herstellen. Sie sind z. B. wichtige Bestandteile von Enzymen oder Hormonen. Dazu gehören beispielsweise Eisen, Zink, Selen, Jod, Mangan, Kupfer, Chrom, Molybdän.
Sekundäre Pflanzenstoffe
Es gibt vielleicht bis zu 100.000 sekundäre Pflanzenstoffe, von denen bisher nur ein kleiner Teil bekannt ist. Sie gewinnen aber immer mehr an Bedeutung, da sie eine Vielzahl gesundheitsfördernde Eigenschaften aufweisen. Einige wichtige Untergruppen sind:
Carotinoide: Beta-Carotin (Karotte) und Lycopin (Tomate) sind sicher die bekannteste Farbstoffe in Pflanzen. Ein anderes wichtiges Carotinoid ist Lutein. Eine an diesen Substanzen reiche Ernährung soll zum Auftreten von weniger Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.
Phytoöstrogene: Diese haben eine dem weiblichen Hormon ähnliche Struktur. Bekannt sind Isoflavone (Soja) und Lignane (Leinsamen). Diese Pflanzenstoffe sollen Wechseljahresbeschwerden reduzieren und in höherer Dosierung bei der Vorbeugung vor Brust- oder Prostatakrebs helfen.
Aminosäuren
Diese sind Bausteine der Eiweiße. Einige Aminosäuren – genannt „essentielle Aminosäuren“ – kann der Körper nicht selbst herstellen. Der Körper braucht Aminosäuren bei einer Fülle von Aufgaben, etwa als Teile von Hormonen oder Enzymen.
Fettsäuren
Diese sind Bestandteile von Fetten und Ölen. Für die Gesundheit ganz wichtig sind die ungesättigten Fettsäuren. Deren wichtigste Vertreter sind die Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren.
Probiotika & Co
Probiotika sind bestimmte Bakterien, die über die Nahrung aufgenommen werden, den Darm lebend erreichen und dort der Gesundheit des Menschen dienen.
Prebiotika sind unverdauliche Stoffe, die das Wachstum bestimmter nützlicher Darmbakterien fördern.
Die Probiotika und Prebiotika bewirken eine stabile Darmflora, gesunde Darmschleimhaut und unterstützen das darmeigene Abwehrsystem. Dadurch wird die Ansiedelung von Krankheitserregern im Darm unterdrückt und Giftstoffe unschädlich gemacht.
Diese Eigenschaften der Probiotika und Prebiotika kann man sich bei Durchfällen, chronischen-entzündlichen Darmkrankheiten, Allergien, bei Gabe von Antibiotika und Chemo- oder Strahlentherapie zunutze machen. Die Wirkung ist durch Studien belegt.
Zusätzlich gibt es Hinweise auf weitere immunstärkende Wirkungen. Dies wird aber noch untersucht.
Nahrungsergänzung
Werden diese Wirkstoffe zusätzlich zugeführt, nennt man das „Nahrungsergänzung“. In welchen Fällen das sinnvoll ist, wird im Artikel Nahrungsergänzung oder Obst? erläutert.